Ein besonderes Festspiel zwischen hoffen und bangen

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Festspielleiterin Prof. Edda Moser

Die diesjährige Aufführung von Schillers Dramentrilogie „Wallenstein“ war künstlerisch ein Höhepunkt in der 16-jährigen Bad Lauchstädter Festspielgeschichte und zugleich ein Zeichen der Hoffnung für unsere Gegenwart und Zukunft. In mehreren über den Oktober verteilten Veranstaltungen ist es Festspielleiterin und VDS-Mitglied Prof. Edda Moser gelungen, Menschen zusammenzubringen, die Freude an der Schönheit der deutschen Sprache empfinden. So begann das Festspiel der deutschen Sprache hoffnungsfroh-unbeschwert mit einer musikalischen Matinée. Benjamin Moser (Klavier), Ivan Karizna (Cello) und die Violinistin Liza Ferschtman spielten mit der Kammersymphonie Leipzig unter Leitung von Matthias Foremny Werke von Beethoven und Mozart. In einem von Jonathan Heyward geleiteten Festkonzert mit dem renommierten MDR-Sinfonieorchester gab es Bizet, Mendelssohn und Mozart zu hören.

Doch Kunst und Kultur können auch andere Gemütslagen hervorrufen; aber gleichermaßen helfen, schwierige Situationen zu meistern. Ein literarisch-philosophisches Gespräch des Schirmherrn des Festspiels, Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, mit dem früheren deutschen Botschafter in Moskau, Rüdiger von Fritsch, vermittelte interessante, mitunter aber auch beklemmende Ansichten. Unter dem aus Wallensteins „Piccolomini“ entlehnten Motto „Und hört der Krieg im Kriege nicht schon auf, woher soll Frieden kommen?“ diskutierten die Teilnehmer, moderiert von der Journalistin Sabine Falk-Bartz, über aktuelle Bezüge zur Gegenwart.

„Schillers Botschaft im Oktober 1798 lautete: In Europa herrscht Krieg. Europa zerfällt. Und dennoch kann der Blick hoffnungsvoll auf Gegenwart und Zukunft gerichtet sein: Denn aus dem großen europäischen Krieg der Vergangenheit, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648, ging mit dem Westfälischen Frieden 1648 ein neues, gestärktes Europa hervor.“ Mit diesen Worten umreißt Festspieldramaturgin Ilsedore Reinsberg das Anliegen und die Botschaft der Festspielproduktion 2022. Die Aufführung von „Wallenstein“ ist neben der 2019 erfolgten Inszenierung der „Zauberflöte“ in der Weimarer Fassung das künstlerisch bedeutendste und sicher auch aufwändigste Projekt des von Prof. Edda Moser 2006 begründeten Festspiels der deutschen Sprache. Entsprechend prominent ist die Besetzung des personenreichen Dramas gewesen: Den Generalissimo Wallenstein spielte Thomas Thieme, der seit seinem Engagement am damaligen Landestheater Halle eng mit dem Lauchstädter Goethe-Theater verbunden ist. In weiteren Rollen waren Christian Grashof, Bernt Hahn, Peter Lohmeyer, Udo Schenk, Max Simonischek, Hans Martin Stier, Benjamin Krüger sowie Ruth Reinecke, Julia von Sell und Nora Quest zu erleben. Regie führte Albert Lang.

Die Königin der Nacht (Guilia Montanari) in der Inszenierung der Zauberflöte 2019

Für das Festspiel der deutschen Sprache, von Prof. Edda Moser erstmals 2006 in Rudolstadt auf der Heidecksburg veranstaltet, öffnete sich in diesem Jahr zum 16-ten Mal im 220 Jahre alten, von 2015 bis 2022 für sechs Millionen Euro komplett sanierten Goethe-Theater für die Größen der deutschen Schauspielkunst der Vorhang. Auch Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur erschienen zahlreich. Neben der szenischen Wallenstein-Lesung stand auch die bei den Zuschauern besonders beliebte „Zauberflöte“ wieder auf dem Spielplan. Die Mozart-Oper feierte 2019 in der von Goethe 1794 für das Weimarer Hof- und Lauchstädter Kurtheater eingerichteten Fassung eine vom Publikum gefeierte Wiederaufführung. Ein großer Chorabend, ein Liederabend mit deutschen Balladen und das lyrische Drama „Der Tor und der Tod“ (Hugo von Hoffmannsthal) sowie die Lesung der Novelle „Schwere Stunde“ von Thomas Mann zur Entstehung der Wallenstein-Trilogie gehörten ebenso zum Festspielprogramm.

Text und Fotos: Jörg Bönisch