Kaminzimmergespräch in Bad Lauchstädt: Verstehen Sie Bahnhof?

Ein unterhaltsamer Ausflug zu den Kuriositäten der Bahnfachsprache am 26. Januar 2026 um 19 Uhr im Genscher-Saal

Die Geburtsstunde der Eisenbahn schlug vor 200 Jahren in England und beförderte ab 1835 im landwirtschaftlich geprägten und von Kleinstaaterei zerklüfteten Deutschland die fortschreitende Industrialisierung. Dabei wurden viele technische Begriffe aus dem Englischen übernommen. In der Verkehrssprache dominierte das Französische.

Nach Gründung des Deutschen Kaiserreichs erfolgte in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts eine sprachliche Bereinigung, bei der Bahnbedienstete sowie der Allgemeine Deutsche Sprachverein mitwirkten und viele Begriffe eingedeutscht werden konnten.

Doch wie in vielen Ingenieurwissenschaften und technischen Bereichen geht es nicht ohne Fachbegriffe und Abkürzungen, bei denen Außenstehende nur „Bahnhof verstehen“. Diese Fachsprache dient der eindeutigen und unmissverständlichen Bezeichnung, um einen sicheren und reibungslosen Eisenbahnbetrieb zu gewährleisten.

Reichsbahn-Amtmann a. D. Jörg Bönisch, diplomierter Maschinenbauingenieur für Schienenfahrzeugtechnik und seit über 40 Jahren im Eisenbahnwesen tätig, nimmt Sie in seinem mit Anekdoten und Sprichwörtern gespickten Vortrag mit auf eine unterhaltsamen Reise zu Kuriositäten der Bahnfachsprache.

Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten: +49 (0) 34635 782-14/-16 | besucher@goethe-theater.com 

Handzettel zum Herunterladen: Verstehen Sie Bahnhof?

Vortrags- und Diskussionsabend „Englisch als Gerichtssprache“

Stefan Fitzke | Foto: Jörg Bönisch

Stefan Fitzke, Richter in der Verwaltungsgerichtsbarkeit, referierte am 4. November im halleschen Stadtmuseum zum Thema „Englisch als Gerichtssprache". Viele Jahre war er als Referatsleiter u.a. im Thüringer Justiz- und Innenministerium tätig.

In seinem Vortrag stellte er die neuen Bestimmungen im Gerichtsverfassungsgesetz von 2024 vor, durch die erstmals nicht nur Englisch als Gerichtssprache zugelassen wird, sondern überdies eigene englischsprachige Spruchkörper errichtet werden („commercial chambers“, „commercial courts“).

Diese Gesetzesänderungen und ihre vielschichtigen Auswirkungen wurden rechts- und justizpolitisch eingeordnet sowie verfassungsrechtlich bewertet. Zudem wurden die möglichen sprachlichen Folgewirkungen erörtert. Abschließend folgten sprachpolitische Schlussfolgerungen.

20 Jahre Festspiel der deutschen Sprache

Kammersängerin Prof. Edda Moser | Foto: David Nuglisch

Zum 19-ten Mal hob sich in diesem Jahr im Goethe-Theater Bad Lauchstädt vom 28. September bis 19. Oktober der Vorhang für des Festspiel der deutschen Sprache. Diese Huldigung an unsere wunderschöne Muttersprache wurde 2006 von unserem Ehrenmitglied Kammersängerin Prof. Edda Moser im thüringischen Rudolstadt aus der Taufe gehoben. Seit 2007 findet das kulturelle Ereignis auf Empfehlung von Bundesaußenminister a. D. Hans Dietrich Genscher († 2016) im Süden Sachsen-Anhalts in Bad Lauchstädt statt. Im 20-sten Jahr seines Bestehens widmete sich das Festspiel thematisch der Bereicherung unserer Sprache, Literatur und Dramatik durch Übersetzungen aus Fremdsprachen ins Deutsche. So steht die szenische Lesung des Dramas „Der Kaufmann von Venedig“ von William Shakespeare in der deutschen Übersetzung von Schlegel und Tieck auf dem Spielplan.

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Nachruf auf unser Ehrenmitglied Prof. Dr. Wolfgang Böhmer

Prof. Dr. Wolfgang Böhmer: Ein Mann des Ausgleichs und der rhetorisch fundierten Töne | Foto: Jörg Bönisch (2012)

Ende Juni verstarb unser Ehrenmitglied Prof. Dr. Wolfgang Böhmer im Alter von 89 Jahren in der Lutherstadt Wittenberg. Bevor er 1990 im Zuge der politischen Veränderungen in der DDR in die Politik wechselte, war Prof. Böhmer Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe in unterschiedlichen leitenden Positionen an Krankenhäusern. 1983 habilitierte er sich an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

1990 trat Prof. Böhmer in die CDU ein und wurde rasch zu einem der prägenden Köpfe der ostdeutschen Christdemokratie. Mit seiner besonnenen und integrativen Art gelang es ihm, das Vertrauen vieler Menschen zu gewinnen. 1990 wurde er Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt; im Mai 2002 wurde Wolfgang Böhmer zum Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt gewählt – ein Amt, das er bis zum Frühjahr 2011 ausfüllte. Ein sorgsamer Umgang mit der deutschen Sprache war ihm immer eine Herzensangelegenheit. Sein Credo: „Erst die Sprache schafft die Voraussetzung, sich mit einem Land und seiner Kultur zu identifizieren.“ 2012 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft im VDS angetragen.

Mit Wolfgang Böhmer verliert die Medizin einen klugen Arzt, der VDS einen wichtigen Fürsprecher in der hohen Politik und das Land Sachsen-Anhalt einen großen Landesvater. Sein Vermächtnis wird weiterwirken – als Ansporn, Brücken zu bauen, Verantwortung zu übernehmen und sich mit Herz und Verstand für das Gemeinwohl einzusetzen.

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Plastikwörter oder: Der Aufmarsch der inhaltsleeren Wortautoritäten

„Redezeit“ am 7. Juli 2025 in der Wittenberger LEUCOREA

Florian Gieseler | Foto: Jörg Bönisch

Wie kann der Sprachgebrauch so verselbstständigt werden, dass der Abstraktionsgrad gewisser Vokabeln es erlaubt, Attrappen und Fassaden zu errichten, ohne als solche aufzufallen? Plastikwörter lassen sich als Fassaden vor jedwede Wirklichkeit stellen. Ihre Anschaulichkeit liegt in der unkonkreten Bedeutung begründet und daher sind Ausdrücke wie Entwicklung, Kommunikation und Kontext beliebig nuancierbar. Derartige Wörter bringen eine sehr große Erfahrungswelt auf einen Nenner, und zwar auf Kosten der inhaltlichen Schärfe, so dass die Bedeutung sich ins Imaginäre verliert. Stil- und Zweckgebundenheit herrschen vor, was die prestigeträchtige Anwendung von Plastikwörtern so handlich macht.

Der Referent der „Redezeit“ war Florian Gieseler. Er war bis vor Kurzem Lehramtsstudent im Examen mit den Philologien Germanistik und Anglistik/Amerikanistik. Seine Staatsexamensarbeit schrieb er über Martin Luthers Argumentationsstruktur in Texten über Ehestand und Klostergelübde. Schwerpunkt des Studiums war die Sprachgeschichte.

Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.

Dr. Frank Holzke referierte zum Thema „Das Recht in den Medien"

Vortrags- und Diskussionsabend am 26. Juni 2025

Dr. Frank Holzke | Foto: Jörg Bönisch

Der promovierte Jurist und langjährige Verwaltungsrichter Frank Holzke referierte über die irreführende Sprache von Journalisten über juristische Sachverhalte. Anhand von zahlreichen Beispielen erläuterte er, welche Rechtsbegriffe von den Journalisten regelmäßig verwechselt werden. Dabei ging es nicht um Paragrafenreiterei, sondern um praktische Beispiele, wie so von den Medien ein irreführendes Bild vom Gang eines Gerichtsverfahrens vermittelt wird.

Dr. Holzke kam 2019 mit dem Aufruf gegen die Gendersprache zum VDS – „Die Sprache ist das Werkzeug des Juristen“. Dr. Holzke ist stellvertretender Regionalleiter in Köln. Seit 2007 trägt er außerdem den Titel Schachgroßmeister.

„Mein lieber Herr Käthe“ – Martin Luthers Rollenverständnis in seinen Briefen an Katharina von Bora

„Redezeit“ am 7. April 2025 in der Wittenberger LEUCOREA 

Florian Gieseler | Foto: Jörg Bönisch

Quellen von und über Theologenfrauen der Reformationszeit sind relativ spärlich. Oftmals lassen sich ihre Einflüsse nur über die Überlieferungen ihrer Ehemänner nachzeichnen und nachvollziehen. So ist es auch um die ehemalige Nonne Katharina von Bora, die so genannte Lutherin, bestellt, denn Selbstzeugnisse sind kaum überliefert. Folglich lassen sich Aussagen über sie und ihr Leben vornehmlich aus der Perspektive ihres Mannes ableiten, insbesondere aus dem Briefwechsel der Eheleute. Auffällig ist dabei, dass der Wortführer der Reformation in seinen Ehebriefen wiederum nicht die erwartbare führende Rolle einnimmt, sondern ein Rollenverständnis seiner (angeblichen) Unterordnung inszeniert, indem er bestimmte Eigenschaften seines „lieben Herrn Käthe“ besonders hervorhebt.

Der Referent der „Redezeit“ war Florian Gieseler, Lehramtsstudent im Examen mit den Philologien Germanistik und Anglistik/Amerikanistik. Seine Staatsexamensarbeit schrieb er über Martin Luthers Argumentationsstruktur in Texten über Ehestand und Klostergelübde. Schwerpunkt des Studiums ist die Sprachgeschichte.

Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.

VDS und IFB Verlag auf Leipziger Buchmesse   

Stand in der Messehalle 4 • Leipzig liest mit Buchpremiere im Schillerhaus

Messestand des VDS und IFB-Verlags Deutsche Sprache | Foto: Jörg Bönisch

In einer Gemeinschaftsaktion von VDS-Vorstand, Geschäftsstelle, Jungem VDS und ehrenamtlichen Helfern aus der Region Halle/Leipzig präsentierten sich vom 27. bis 30. März 2025 der VDS und der IFB Verlag Deutsche Sprache auf der Leipziger Buchmesse. „Die Leipziger Buchmesse ist ein perfekter Treffpunkt für alle, die Spaß am Lesen haben und sich mit sprachlichen Themen auseinandersetzen wollen“, sagt Beate Meckert, Organisatorin des VDS-Messestandes. Im Begleitprogramm „Leipzig liest“ veranstaltete der VDS in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik, dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und dem Mitteldeutschen Verlag Halle (Saale) zwei Lesungen im Leipziger Schillerhaus.

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 Am 22. März 2025 wurde Regionalleitung Sachsen-Anhalt (wieder)gewählt  

Reinhardt Cornelius Hahn, Jörg Bönisch, Arne Grit Gerold, Stefan Fitzke (v.l.n.r.) | Foto: Ulf Lange

Am 22. März 2025 fand im Anna-Magdalena-Bach-Saal im Veranstaltungszentrum Köthen die Wahl- und Mitgliederversammlung der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt statt. Nach drei Jahren stand die Wahl einer neuen Regionalleitung an. 33 Wahlberechtigte sind zur Versammlung erschienen. Wiedergewählt wurden Arne-Grit Gerold als Regionalleiterin, Jörg Bönisch als deren Vertreter und Robert Stephan als Beisitzer. Als weitere Beisitzer wurden Reinhardt Cornelius-Hahn und Stefan Fitzke gewählt.

Ein gemeinsames Mittagessen im Brauhaus Köthen und eine anschließende Führung durch die „Erlebniswelt Deutsche Sprache“ gab viel Raum für den Austausch und interessante Eindrücke über die Zeit der Fruchtbringenden Gesellschaft am Köthener Hof. 

 Das Unsagbare zur Sprache bringen - Der Schriftsteller Lutz Seiler

„Redezeit“ am 13. Januar 2025 in der Wittenberger LEUCOREA 

Dr. Karl Tetzlaff | Foto: Jörg Bönisch

Es kann als ein besonderes Potenzial der Literatur angesehen werden, dem in anderen Kontexten Unsagbaren eine Sprache zu verleihen. Gefühle, Hoffnungen und Sehnsüchte, die sich ansonsten nur schwer artikulieren lassen, finden in literarischen bzw. poetischen Texten ein Mittel des Ausdrucks. Sie vollziehen nämlich, wie der Schriftsteller Lutz Seiler schreibt, „eine Bewegung auf das Unsagbare hin, eine Bewegung ohne Endpunkt“, in die man lesenderweise einzusteigen vermag. Inwiefern gerade Lutz Seilers Romane, Erzählungen und Gedichte von einer solchen Bewegung bestimmt sind, wurden in diesem Vortrag zum Thema. Der aus Gera stammende Autor Seiler (*1963) macht darin auch immer wieder seine ostdeutsche Herkunft zum Thema und hat die Literatur früh als einen Freiheitsraum erfahren, in dem an den eigenen Wünschen und Träumen gegen alle äußeren Widerstände festgehalten werden kann. 

Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren. Der Referent, Dr. Karl Tetzlaff, ist Geschäftsführer der Stiftung LEUCOREA. Er studierte Evangelische Theologie in Berlin, Prag und Halle. 2022 wurde er mit einer Arbeit zur Theorie sozialer Anerkennung in Halle promoviert. Die Erforschung des Verhältnisses von Literatur und Religion gehört zu Tetzlaffs Arbeitsschwerpunkten.

Gendern mit Sonderzeichen an Schulen in Sachsen-Anhalt verboten

In Sachsen-Anhalts Schulen gilt mit Schuljahresbeginn im August 2023 wieder das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Konstruktionen mit Doppelpunkt, Sternchen, Unterstrich sowie andere Formen zur Kennzeichnung vermeintlich geschlechtergerechter Bezeichnungen im Wortinneren dürfen nicht verwendet und sollen als Normverstöße gewertet werden. Das Bildungsministerium beruft sich dabei auf den jüngsten Beschluss des Rats der deutschen Rechtschreibung vom 14. Juli 2023, wonach Sonderzeichen im Wortinnern nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören und damit nicht den aktuellen Festlegungen des amtlichen Regelwerks entsprechen. 

Entgegen anderslautender Medienveröffentlichungen ist damit die sogenannte geschlechtergerechte Sprache an Sachsen-Anhalts Schulen nicht grundsätzlich verboten. Die im amtlichen Regelwerk empfohlenen Schreibweisen mit Doppelnennungen (Lehrerinnen und Lehrer), die Schrägstrichlösung (Lehrer/innen) oder Ersatzformen (Lehrkraft) sind weiterhin erlaubt.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist ein zwischenstaatliches Gremium, das von den staatlichen Stellen damit betraut wurde, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln. Der Rat ist somit die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung und gibt mit dem amtlichen Regelwerk das Referenzwerk für die deutsche Rechtschreibung heraus. Diese Aufgabe obliegt nicht dem DUDEN! Das amtliche Regelwerk gilt für Schulen sowie für Verwaltung und Rechtspflege.

Fast 38.000 Besucher kamen ins „Wortreich“ in die Neue Residenz zu Halle

Der Ausflug in die Sprach- und Literaturgeschichte Sachsen-Anhalts stieß auf positive Resonanz 

Bühnengestaltung im „Wortreich“ | Foto: Jörg Bönisch

Am 30. Juni 2023 schloss nach 36 Tagen das „Wortreich“ seine Pforten. Fast 38.000 Hallenser und Besucher der Saalestadt konnten im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle vom 26. Mai bis 30. Juni 2023 Juni eine in dieser Form einzigartige Themenausstellung zur deutschen Sprache erleben. Die Gäste kamen aus nah und fern, aus allen Teilen Deutschlands, aber auch aus aller Welt: England, Frankreich, Holland, Honduras, Italien, Österreich, Polen, Schweiz, Spanien, aus der Türkei und der Ukraine. Auch Kindergartengruppen und Schulklassen haben das Wortreich besucht.

Das Kulturland Sachsen-Anhalt ist reich an sprach- und literaturgeschichtlichen Bezügen, die im „Wortreich“ unterhaltsam und abwechslungsreich vermittelt wurden. Die Tour begann geschichtlich im Mittelalter mit den Merseburger Zaubersprüchen, dem Minnesang sowie dem Sachsenspiegel und führte über die Neuzeit mit Martin Luther, Kardinal Albrecht sowie Paul Gerhardt und Joseph von Eichendorff zu sprachlichen Entwicklungen der Gegenwart. Weitere Themen sind Mundarten und Dialekte, Sprichwörter und Redewendungen sowie Märchen und Sagen. Aber auch Amtssprache und Behördendeutsch oder Anglizismen und Gendersprache wurden thematisiert. 

Zahlreiche Ausstellungstafeln informierten über die Sprach- und Literaturgeschichte Sachsen-Anhalts und schlugen den Bogen zu aktuellen sprachlichen Entwicklungen. Auf der Bühne im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle wurde ein musikalisch-literarisches Begleitprogramm präsentiert.

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Deutsche Sprachtage in Lutherstadt Wittenberg

Sachsen-Anhalt zum vierten Mal Gastgeber • Gäste aus dem deutschsprachigen Raum und aus dem Ausland anwesend

Der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby (SPD) auf der Eröffnungsveranstaltung | Foto: Jörg Bönisch

Im Jahr 2022 war die Regionalgruppe Sachsen-Anhalt nach Merseburg (2011), Lutherstadt Wittenberg (2015) und Halle an der Saale (2019) zum vierten Mal Gastgeber für die Deutschen Sprachtage mit Bundesdelegiertenversammlung. Sie standen ganz im Zeichen der 500-jährigen Übersetzung des Neuen Testaments durch Martin Luther, welches 1522 in Wittenberg gedruckt wurde und als Septembertestament in die Geschichte einging. Die Sprachfreunde, Vereinsmitglieder und Delegierten aus dem deutschsprachigen Raum trafen sich vom 8. bis 10. September 2022 in Lutherstadt Wittenberg. Es kamen aber auch ausländische Gäste, u. a. aus Burkina Faso, Dänemark, Togo, der Tschechischen Republik und der Ukraine.

Auf dem Programm stand am 8. September eine Bildungsreise in die Bauhausstadt Dessau-Roßlau, in das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und in die Geburtsstadt Paul Gerhardts nach Gräfenhainichen. Bei Stadtführungen und Vorträgen konnten sich die Gäste der Deutschen Sprachtage am 9. September mit der Geschichte Wittenbergs und Martin Luthers vertraut machen. Nachmittags hatten die VDS-Mitglieder in Arbeitsgruppen die Möglichkeit, ihre Kenntnisse über sprachliche und sprachpolitische Themen zu vertiefen und Erfahrungen auszutauschen. Abends fand im Wittenberger Stadthaus die feierliche Eröffnung statt. Dort wurde am 10. September auch die satzungsgemäße Delegiertenversammlung abgehalten, auf der das Plenum den Vorstand neu- bzw. wiederwählte. Jörg Bönisch, stellvertretender Leiter der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt und seit 2015 Mitglied im VDS-Bundesvorstand, wurde mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt.

Festveranstaltung 150 Jahre Schleizer DUDEN

Im September 1872 erschien im Verlag B. G. Teubner in Leipzig „Die deutsche Rechtschreibung. Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichnis mit etymologischen Angaben. Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete.“ Herausgegeben wurde dieses rund 170 Seiten und knapp 6.000 Stichwörter umfassende Rechtschreibwörterbuch von Dr. Konrad Duden, von 1869 bis 1876 Direktor des Rutheneums zu Schleiz, dem Gymnasium in der Sommerresidenz des Fürstentums Reuß jüngere Linie. Dieses Büchlein ging als „Schleizer DUDEN“ in die Geschichte ein. Es beeinflusste die Debatte um die Rechtschreibung im deutschen Kaiserreich sowie im gesamten deutschsprachigen Raum maßgeblich. Duden schuf damit die Grundlage für die Erfolgsgeschichte der DUDEN-Wörterbücher.

Das DUDEN-Ballett | Foto: Jörg Bönisch

Am 3. September 2022 wurde dieses Jubiläum mit einer Festveranstaltung in der Schleizer Wisentahalle gewürdigt. Schirmherr war Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Mit der Festrednerin Dr. Jessica Ammer schloss sich wiederum der Kreis zu Duden: Ammer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. An dieser Uni studierte Duden ab 1846 vier Semester. Nach mehreren Jahren als Hauslehrer legte er dort 1854 sein Staatsexamen ab. Ein weiterer Programmhöhepunkt war das von der Ballettschule „La Ballerina“ in Göttengrün eigens choreografierte „Duden-Ballett“. Der Chor „VocHallensis“ bot mit a capella vorgetragenen deutschen Volksliedern den musikalischen Rahmen.

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